Landwirtschaft im Oderbruch
Nach dem die Wetterkapriolen mit Dauerregen und Gewitterstürmen in den letzten Wochen den Landwirten den Erntestart verhagelt haben, läuft die Ernte nun auf Hochtouren. In einigen Regionen hat es durch überflutetet Äcker massive Ertragsausfälle gegeben. Das gab es in der Agrogenossenschaft in Schiffmühle zwar nicht. Trotzdem sorgten zuerst die Trockenheit und dann der Dauerregen auch dort für Ernteausfälle.
Nun aber fährt der Mähdrescher seit Samstag rund um die Uhr. Nach dem Wetterchaos in den letzten Monaten gab es nun den Start für die Landwirte. Mähdrescher in Getreidefeldern hat wohl jeder schon einmal gesehen. Im Oderbruch wachsen aber nicht nur diverse Getreidesorten heran, sondern auch Hülsenfrüchte. Erbsen sind eine gute Zwischenfrucht, die den Boden mit Stickstoff verbessern. Allerdings hat die Erbse auch ihre Tücken. Sie verlangt im Frühjahr Feuchtigkeit und zur Erntezeit dürfen keine Gewitter auftreten, denn dann werden die Früchte aus den Schoten geschüttelt und fallen auf den Boden. Gedroschen wurden hier in Schiffmühle bereits 65 Hektar Wintergerste, dann folgten Raps und Erbsen. 250 Hektar Weizen muss so schnell wie möglich vom Feld geholt werden, denn er hat schon unter dem Regen gelitten – wie auch andere Ernteprodukte. Ernteausfälle sind in diesem Jahr garantiert – und auch der Preis, der für Getreide erzielt wird, wird aufgrund der Qualitätsverluste geringer sein. Dennoch sind alle optimistisch und hoffen nun nur noch auf den Sommer.
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Schiffmühle (MOZ) "Ich brauche zwei kräftige Kinder", sagte Olaf Stöhr, Geschäftsführer der Agrogenossenschaft Schiffmühle. Tristan meldete sich zuerst, auch Levi war schnell zur Stelle, um den Häufelpflug zu ziehen, der die Furche öffnen sollte, um Kartoffeln zu legen. Pia und Vanessa versuchten, den Pflug in der Spur zu halten. 17 Kinder der Kita "Apfelbäumchen" in Schiffmühle durften am Donnerstagvormittag auf einem Feld Kartoffeln legen, die sie dann im Herbst ernten dürfen. Begeistert waren alle dabei. "Wir sind häufiger in der Agrogenossenschaft, legen aber erstmals Kartoffeln", berichtete Erzieherin Heidi Löffler, die die Kinder auf die Aktion vorbereitet hat.
Auf einem halben Hektar großen Acker hinter ihrem Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude baut die Agrogenossenschaft nun auf Anregung der Eltern der Kita-Kinder Kartoffeln an. Einerseits können die Kinder lernen, woher die Lebensmittel der Sorte "Manitu" kommen und anderseits sollen sie nicht den Kontakt zur Landwirtschaft im Ort verlieren.
"Wir haben seit 25 Jahren keine Kartoffeln mehr angebaut", sagte Olaf Stöhr. Es sei ein Versuch, weil viele Leute erklärten, sie würden gerne Kartoffeln kaufen. Das Betriebsergebnis werde sich dadurch kaum verändern, aber der Betrieb wolle neue Dinge ausprobieren. Denn wegen des niedrigen Milchpreises schaffte der Betrieb bereits seine Milchkühe ab und sattelte um auf Rindermast.
Auf 700 Hektar Land baut der Betrieb Getreide an, vor allem Gerste und Weizen, der in den nahen Osten exportiert wird. Die Schiffmühler Agrogenossenschaft baut Lebensmittel an, betreibe selbst keine Biogasanlage und beliefere auch, sagte der Geschäftsführer. Er hat zu Jahresbeginn Vera Wesner abgelöst, die sich in den Ruhestand verabschiedet hat, aber immer mit Rat und Tat zur Seite steht. So half sie auch am Donnerstag und hob mit einem Spaten Löcher aus, in die die Kinder jeweils eine Kartoffel legten.
Derzeit lote der Betrieb aus, wo sich weitere Möglichkeiten bieten, die Produktion etwas zu verändern. "Es gibt Überlegungen in verschiedene Richtungen, die Frage ist jedoch, wie es angenommen wird", sagte der Geschäftsführer. Derzeit werden Produkte im Bürogebäude verkauft. "Wir sind dabei, einen kleinen Laden auf dem Hof einzurichten", kündigte Olaf Stöhr an. Darüber hinaus beliefere er auch den Hofladen von Axel Schenk in Neuenhagen. Landwirtschaft müsse vielmehr erklären, was sie macht. Dafür seien Aktionen wie die mit den Kindern wichtig, sagte Olaf Stöhr. Mehr zu erfahren ist am 1. Juli, wenn der Betrieb vor allem die Pächter zum Hoffest einlädt.
Schiffmühle (MOZ) Sie gehört zu den bekanntesten Nutzpflanzen Deutschlands - die Kartoffel. Trotzdem wissen manche Kinder nicht, woher das Nachtschattengewächs eigentlich kommt. Das zu ändern, haben sich Landwirt Olaf Stöhr und die Kita "Kunterbunt" zum Ziel gemacht.
So viel Engagement hatte sich Landwirt Olaf Stöhr kaum zu wünschen gewagt. Zahlreiche Hände sammelten am Sonnabendvormittag seinem Kartoffelmobil, einem Kartoffelroder, hinter her. Kinder sowie Eltern und Großeltern waren dem gemeinsamen Projekt der Agrogenossenschaft Schiffmühle und der Kita "Apfelbäumchen" gefolgt.
Im Frühjahr hatte der Landwirt mit den Mädchen und Jungen der Kita die Pflanzen eingesetzt. "Es ist erstaunlich. Manche Kinder dachten wirklich die Kartoffel wächst an Bäumen", sagte der Geschäftsführer der Agrogenossenschaft Schiffmühle.
Hinter dem Projekt stecke mehr als nur das Sammeln der Erdäpfel, so Stöhr. Nicht nur gehöre die Aktion zur Bildung der Kinder, sondern auch zur Bindung an das Dorf. "Wer früh genug mit dem Dorfleben und dem Entstehen bestimmter Prozesse in Verbindung gebracht wird, der bleibt vielleicht sogar hier", sagte der Landwirt.
Begrüßt wurde die Aktion auch von Kita-Leiterin Johanna Gregorius. "Wir waren mit den Kindern des Öfteren auf dem Feld und haben das Wachstum der Kartoffeln beobachtet", sagte sie. Auch die Natur stand bei den Besuchen immer wieder im Mittelpunkt. "Zum Beispiel sind wir den Kartoffelkäfer durchgegangen", fügte die Leiterin der Kita hinzu, "und haben ihn mehrmals gesammelt."
Zusammen mit ihrem Nachwuchs waren auch zahlreiche Eltern und Großeltern sowie Einwohner Schiffmühles auf dem Feld erschienen. "Wir freuen uns über das große Engagement", sagte Dirk Siniarski, Sprecher vom Förderverein der Eltern für die Kita Schiffmühle. "Wir haben uns in den letzten Monaten erst neu gefunden", sagte der Familienvater, "und die Zusammenarbeit funktioniert dank des Engagements der vielen Eltern sehr gut."
So sei es kein Problem, Mütter und Väter für Kita-Projekte, zum Beispiel das Malern der Räumlichkeiten, zu gewinnen, sagte Siniarski. "Es gibt auch viele Familien und Anwohner, die unseren Förderverein mit Spenden unterstützt haben und immer wieder unterstützen", fügte der Schiffmühler hinzu. Dem pflichtete auch Johanna Gregorius bei.
Mit dem Kartoffelprojekt versprechen sich die Anwohner zudem mehr Bezug zur Region. "Wir hatten jetzt erst den Eierskandal. Die Leute sind verunsichert und wollen einfach wissen, woher die Produkte stammen", sagte Olaf Stöhr.
Die Kartoffeln von seinem Acker hatte der Landwirt bereits zu Teilen an die Kita verteilt. Der Rest muss nun erst einmal durchgeschaut werden, so Stöhr. Denn die Form der Kartoffeln entsprechen nicht allen Richtlinien des Handels. "Qualitativ sind sie nicht schlecht, aber Verformungen wirken sich auf den Verkauf aus", sagte Olaf Stöhr.
Welche Erdapfelsorte er anbaut, lege er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern fest. "Wir machen vorher eine Geschmacksprobe. Wenn uns eine Sorte besonders gut gefällt, kommt sie natürlich in unser Sortiment." So habe den Angestellten im Betrieb zum Beispiel die französische Sorte Manitou, die auch in Deutschland sehr verbreitet ist, gut gefallen.
Im Vergleich zu anderen Nutzpflanzen habe die Kartoffel von der durchwachsenen Witterung des Sommers keinen großen Schaden getragen, so Stöhr. Will er das Projekt im kommenden Jahr mit den Kindern wiederholen? "Auf jeden Fall", sagte der Landwirt.
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Schiffmühle (MOZ) Die Agrogenossenschaft Schiffmühle stellt sich breiter auf und will den Anteil der Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte erhöhen. Jetzt hat sie einen alten Schweine- in einen Hühnerstall verwandelt.
"Wir haben 800 Tüten Kartoffeln zu je 2,5 Kilogramm verkauft", zieht Olaf Stöhr, Geschäftsführer der Agrogenossenschaft Schiffmühle, eine erste Bilanz der Direktvermarktung. Der landwirtschaftliche Betrieb beliefert ein Geschäft in Hohenwutzen, eine Fleischerei in Bralitz, einen Hofladen in Neuenhagen und Gaststätten der Region. Ferner werden die Kartoffeln an einem Verkaufsstand direkt am Hauptsitz des Betriebs in Gabow feilgeboten. Das "Kartoffelhaus" ist ein aus Euro-Paletten gebauter und überdachter Stand ohne Verkäufer und mit einer "Kasse des Vertrauens".
"Trotz aller Unkenrufe haben wir bisher gute Erfahrungen damit gemacht, es funktioniert", sagt Olaf Stöhr. Unterstützt werde der Betrieb von Leuten aus dem Dorf, die ihre Tomaten, Kürbisse und Zucchini hinlegen. "Wir haben noch zwei bis drei Produkte hinzu genommen wie Marmelade aus Wustrow", so der Geschäftführer. Und jetzt auch noch Eier aus eigener Produktion.
Seit einer Woche hält der Betrieb zusätzlich 180 Hühner. Für sie wurde ein ehemaliger Schweinestall in Herrenwiese, der seit der Wende leersteht, hergerichtet. Der Betrieb hat eine bunte Mischung an unterschiedlichen Rassen eingekauft, die viel Platz haben und bald auch nach draußen dürfen. "Wir haben vier Hühner pro Quadratmeter", sagt Stöhr und zeigt, wie viel Platz die Tiere haben, herumzulaufen. Bio-Betriebe dürften bis sechs Tiere pro Quadratmeter halten, konventionelle acht pro Quadratmeter
"Unsere Kundschaft kommt aus der Region bis Bad Freienwalde und Oderberg", sagt Olaf Stöhr. Es seien sonntags ein paar Durchreisende dabei, aber von ihnen allein kann der Betrieb nicht leben. "Wir haben offensichtlich den richtigen Zeitpunkt gefunden, an dem die Menschen regional kaufen wollen", betont Stöhr. "Wir sind kein Bio-Betrieb, werben aber mit Regionalität." Verkauft werden ausschließlich Produkte, die hier wachsen.
Mit 650 Hektar Anbaufläche zählt die Agrogenossenschaft Schiffmühle zu den kleineren Betrieben. Neuen Mitarbeitern gibt er Lohn und Brot. Um nicht abhängig vom Milchpreis zu sein, hat er von Milchwirtschaft auf Rindermast umgestellt. Der Bestand zählt 450 Rinder. Sie werden als Kälber im Oderbruch gekauft und etwa nach einem Jahr gemästet. Geschlachtet werden sie in Teterow. "Wir könnten in Süddeutschland bessere Erlöse erzielen, aber für unsere Tiere wäre das mehr Stress", erklärt Stöhr.
Demnächst wird er nach dem Vorbild der Steinbecker Agrargenossenschaft einen Regiomat aufstellen und mit regionalen Produkten füllen. Er habe sich von Kollegen inspirieren lassen, so der Geschäftsführer. "Im Unterschied zu ihnen haben wir keine Milch", fügt er hinzu. "Jeder muss sein Konzept finden, man kann es nicht eins zu eins übernehmen." Um auch Fleisch zu vermarkten, lässt er monatlich ein Rind im Bad Freienwalder Schlachthof schlachten.
Die 650 Hektar Land der Genossenschaft teilen sich in Grasflächen für GrasSilage und 300 Hektar Getreideanbauflächen auf. Dort werden Winterweizen, Gerste, Raps, Futtererbsen und Sonnenblumen angebaut. Letztere gehen in Ölmühlen, werden aber auch als Vogelfutter verkauft.
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